Einreise von Peru nach Bolivien
Wir hatten uns im Vorfeld einige Gedanken über die Einreise nach Bolivien gemacht und allerlei über Einschränkungen und Vorschriften gelesen. Umso erfreuter und erleichterter waren wir, als sich herausstellte, dass sich niemand für Impfzeugnisse oder Angaben zu mitgeführten Medikamenten interessierte oder gar unser Gepäck kontrollieren wollte. Tatsächlich fuhren wir ganz entspannt mit dem Bus von Puno zur Grenze im Dorf Kasani, wo man zu Fuß aus Peru ausreist, das heißt, man holt sich einen Ausreisestempel im entsprechenden Büro. Danach spaziert man mit allen anderen Businsassen ein paar hundert Meter zum bolivianischen Grenzposten, wo es den Einreisestempel für Bolivien gibt. – Das war’s. ¡Adios, Peru! und ¡Hola, Bolivien!




Copacabana
Wenn man am Titicacasee entlang nach Bolivien kommt, drängt es sich geradezu auf, zuerst nach Copacabana zu gehen. Der kleine Ort behauptet, seinen Namen lange vor dem gleichnamigen Strand in Rio de Janeiro gehabt zu haben, und liefert mehrere Geschichten dazu. Heutzutage lohnt sich der Besuch wegen der wirklich schönen Bucht mit einem herrlichen Blick auf den See. Strenge Inkafiguren wachen darüber, dass die Touristen es nicht zu toll treiben, es gibt Schiffe zur Isla del Sol, einiges an Tretbooten und direkt daneben wird Wäsche gewaschen. Das ist Südamerika! Das Dorf selbst taugt allenfalls für einen Spaziergang, man schaut sich die Kathedrale an und fotografiert Graffitis, da die Bolivianer zumindest hier richtig grantig werden können, wenn man ein Foto von ihnen machen möchte. – Deshalb haben wir die tollen Zöpfe unter runden Hüten und die üppigen Röcke meist nur von hinten festgehalten.















In Copacabana hatten wir übrigens eine der besten Unterkünfte auf unserer Reise. Ein Häuschen im Las Olas Hotel, an dem absolut alles perfekt war: die Lage, die gemütliche Einrichtung (auch mit einem leicht zu bedienenden Ofen), supernettes Personal und ein gemäßigter Preis. Unser Haus hatte eine normale Form, man kann aber auch in der Schnecke oder der Schildkröte unterkommen, das Gelände ist ein wunderschöner Garten und fröhliche Alpakas gibt es ebenfalls. Ansonsten besticht dieser Ort mit grandiosen Sonnenuntergängen über dem See, die man wahlweise von der Terrasse oder dem Cerro El Calvario aus genießen kann.
Wanderung auf der Isla del Sol
Ein wunderschönes Ausflugsziel von Copacabana aus ist die Isla del Sol. Zusammen mit der nahegelegenen Isla de la Luna diente die Insel den Inkas für ihre Schöpfungsgeschichte: Hier sollen Sonne und Mond auf die Erde gekommen sein, um die Menschen zu erschaffen. Es gibt sogar einen ausgehöhlten Felsen, in dem die Sonne geschlafen haben soll und große „Fußabdrücke“ von ihrem Marsch über die Insel. – Geblieben ist ein schöner Wanderweg von einem Inselende zum anderen, den man auf keinen Fall verfehlen kann (Das war die große Sorge unseres Guides, als wir allein gehen wollten). Die Strecke bietet eigentlich ununterbrochen herrliche Ausblicke auf den See und die fernen Ufer Perus und Boliviens, eindrucksvolle Inkaruinen, süße Esel und reichlich Sonne… Außerdem gibt es sehr nette Kioske von Inselbewohnern am Wegesrand! Mitten auf dem Inselrücken kochte eine ältere Frau uns frischen Cokatee, der uns Energie und Schwung für die zweite Hälfte des Weges gab.
























Unser Kapitän erwartete uns am nächsten Morgen – wir haben auf der Insel übernachtet – im entspannten Gespräch mit Kollegen und brachte uns noch zum Sonnentempel ganz im Süden, bevor wir wieder Copacabana ansteuerten.
Fahrt von Copacabana nach La Paz
Die Fahrt nach La Paz führt zunächst in etlichen Schlenkern am Titicacasee entlang und zeigt dann die nicht besonders spannende Landschaft in diesem Teil Boliviens. Aber zum Glück gilt es, eine Engstelle des Sees per Fähre zu überqueren, und das ist schon ein bisschen abenteuerlich, da die Fährboote super schlicht und wackelig sind. Wir waren froh, weder mit einem Bus noch mit einem Lastwagen zusammen überzusetzen, denn das verstärkt das Geschaukel deutlich. Insgesamt dauerte die Aktion ungefähr eine halbe Stunde und verlief dann doch unproblematisch.




El Alto
Die Schwesterstadt von La Paz auf 4100 Metern Höhe, El Alto, war uns als größter Slum der Welt angekündigt worden. Das fanden wir dann für die sehr junge Stadt mit ihren rund einer Million Einwohnern ziemlich ungerecht. Natürlich sieht man wie überall in Bolivien jede Menge unfertige Häuser ohne Putz sowie unaufgeräumte Hinterhöfe und ungepflasterte Straßen. Aber zumindest von der Seilbahn aus, die in La Paz insgesamt als praktisches Verkehrsmittel dient, sind Ordnung und Systematik zu erkennen. Es ist wohl eher so, dass das schnelle Wachstum El Altos die Verwaltung überfordert und deshalb vieles noch nicht gut organisiert ist. Die Bewohner jedoch sind hoffnungsvoll, dass sich hier alles noch zum Besseren wandeln wird. – Bislang versuchen Architekten mit dem Einsatz von Farbe und verrückten Formen in einer eigenen Häuserkultur, den Cholets, die Hauptstraßen El Altos heiter und interessant zu prägen.





La Paz
Wir haben eine Aussage über La Paz entdeckt, die von der „unmöglichsten Stadt der Welt“ spricht, und das trifft eigentlich perfekt zu. Wenn man mit der Seilbahn von El Alto aus über die Kante der Hochebene in den Kessel schwenkt, ist man erstmal überwältigt: Ein Meer von Häusern tut sich auf, das überall an den Hängen wild nach oben schwappt, dabei mal überraschend ein Stück auslässt oder anderswo unglaublich steil hinaufklettert. Man kann nicht fassen, dass La Paz nicht einmal eine Million Einwohner hat, so weit erstrecken sich die bebauten Flächen. Im Weiteren, nachdem wir aus der Seilbahn ausgestiegen waren und von der Estación Central zu unserem Hotel im Zentrum spazierten, waren die ersten Eindrücke unschön: Sehr viel Schmutz, überall heruntergekommene Gebäude, wirre Stromleitungen, Lärm… Wir beschlossen, den ersten Abend im Hotel zu verbringen und nicht mehr in das wilde Treiben hinauszugehen.
Buntes Zentrum mit Hexenmarkt
Am nächsten Tag sah die Welt schon ganz anders aus! Wir schlenderten durch die Straßen rund um die Kirche San Francisco, entdeckten viele fantastische Graffitis, kreativ gestaltete Gassen, bunteste Läden sogar in Abrisshäusern und natürlich die irren Stände und Geschäfte des Hexenmarktes. Dort können sich Frau und Mann getrennt oder gemeinsam über allerlei höchst abergläubische Behandlungsweisen von Krankheiten bis zu sexuellen Problemen beraten lassen. Sicher steckt in den oft pflanzlichen Mitteln auch Heilkraft, die „Hexen“ lassen sich aber nicht gern fotografieren…















Klassisches Zentrum
Auch La Paz hat als Regierungssitz sowie wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Boliviens noch ein Viertel, das den Hauptstadtcharakter mit Gebäuden aus verschiedenen Zeiten und mit sehr unterschiedlichen Stilen unterstreicht. Hier findet man schöne Kolonialbauten in enger Nachbarschaft mit modernem Beton, kleinen Wolkenkratzern und glänzenden Glasfassaden. In den Straßen geht es ruhiger und weniger geschäftig zu als in der restlichen Stadt und vor manchen Institutionen halten sogar uniformierte Soldaten Wache.










Coole Busse und Transporter
Natürlich leidet La Paz wie alle Großstädte der Welt unter ständigem Verkehrsstress… Aber es gibt charmante Ansätze, dieser Probleme Herr zu werden: Das bereits genannte Seilbahnnetz bietet nicht nur Touristen die Gelegenheit, sich Eindrücke von der Stadt und einen ersten Überblick zu verschaffen, sondern befördert auch täglich viele Bewohner aus den Randvierteln günstig und schnell zu ihren Arbeitsplätzen. Und es gibt eine ganze Flotte von kunterbunten Oldtimer-Bussen, die scheinbar liebevoll gepflegt werden und über die wir uns immer wieder gefreut haben. Auch sonst bleibt manches uralte Fahrzeug mal mehr, mal weniger herausgeputzt im Einsatz und dient außer als Transportmittel ebenfalls als Blickfang.





Sonntagsmarkt in El Alto
Die große Fería am Sonntag in El Alto sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, wenn man Märkte liebt! Die Reihen der zahllosen Stände beginnen bereits direkt an der Seilbahnstation und erstrecken sich weit in die umliegenden Straßen hinein. Wir sind während unseres einstündigen Besuchs nicht über den Kleider- und Autoteilesektor hinausgelangt, wahrscheinlich kann man auch den halben Tag dort verbringen… Immer wieder begeistern die Mengen an ausgebreiteten Waren verschiedenster Art und die energischen älteren Frauen, die einem als Tourist mit ihren strengen Blicken und ihrem Einfallsreichtum beim Geldverdienen Respekt einflößen.














La Paz von oben
Uns gefällt es immer gut, eine Stadt von oben anzuschauen, einfach über dem Gewimmel zu sein und den Eindruck der vielen Dächer zu genießen. Für La Paz gilt das in einzigartiger Weise. Wir haben nie zuvor eine Stadt mit solchen Höhenunterschieden und in solcher Ausdehnung gesehen. Die Kombination aus unzähligen kleinen ziegelroten Gebäuden, Hochhäusern, die sich in der Stadtmitte gruppieren, den schroffen Felsen des Valle de la Luna mitten in der Metropole und zum Teil schneebedeckten Bergen rundherum hat uns sehr fasziniert. - Dies zeigt sich darin, dass wir unmöglich nur ein oder zwei stellvertretende Bilder aussuchen konnten…








Valle de la Luna
Wie oben erwähnt befindet sich das Valle de la Luna mitten in der Großstadt und bildet trotzdem eine ganz eigene bizarre Welt. Ein bisschen sieht es so aus, als hätten Riesenkinder ein großartiges Kleckerburgenspiel gespielt… Türmchen und Türme bilden verschiedenste Gebilde, mal sehen sie aus wie Pilze, mal wie Versammlungen von Gespenstern. Man vergisst völlig, dass man in einer Millionenstadt ist. - Man kann auf gut ausgebauten Rundwegen durch das Felsengewirr spazieren und dann hinterher wieder erfüllt und entschleunigt in die wuselige, laute Stadt zurückkehren.





Cancha Chualluma – Buntes Viertel
Schon auf der ersten Seilbahnfahrt war uns inmitten der ziegelbraunen Häuserflut ein Viertel aufgefallen, das sich frech und fröhlich abhob: Cancha Chualluma ist ein schönes Beispiel dafür, dass die Einfälle von Politikern im Wahlkampf auch mal richtig Früchte tragen können. Ein Projekt hat vor einigen Jahren bewirkt, dass über mehrere Straßenzüge hinweg sämtliche Häuser bunt angestrichen und mit kunstvollen Graffitis bemalt wurden. Das Motto lautete, ein schöneres Viertel kann dafür sorgen, dass die Bewohner mehr Freude am Wohnen haben und negative Stimmung keine Chance bekommt. – Wenn man durch die Straßen spaziert, kann man sich gut vorstellen, dass das funktioniert! Allerdings erinnern so schräge Erscheinungen wie erhängte Stoffpuppen daran, dass die Realität auf den Straßen von La Paz noch stark von Kriminalität geprägt ist, denn sie symbolisieren den Wunsch vieler Einwohner nach Sicherheit: „Finger weg von unserem Eigentum, ihr Diebe, sonst setzt es drastische Strafen!“











Cementerio General
Schon in Buenos Aires hatten wir ja gesehen, dass Friedhöfe einen ganz besonderen Charme haben können. Das zeigte sich auch in La Paz - und sogar noch sehr viel skurriler! Zum einen ist der Cementerio General riesig, er besteht aus etlichen Reihen fünfstöckiger Gebäude mit Grabnischen, die inzwischen bereits von weiteren, noch höheren Häusern ergänzt werden. Zum anderen, und das ist das Interessante, ist dieser Friedhof ein ungemein lebendiger Ort. Wir waren kurz nach Allerheiligen in La Paz, das hier intensiv begangen wird: Ganze Familien kommen auf den Friedhof, um die Gräber ihrer Verstorbenen zu besuchen, schmücken diese oft kunterbunt, bringen Lieblingsgetränke oder -speisen der Toten mit, beten oder singen gemeinsam. Dabei rennen Kinder herum und Hunde werden mitgebracht, es ist alles, nur nicht leise und bedächtig! Für uns war das ungewohnt, aber es repräsentiert eigentlich eine gelungene Verknüpfung von Leben und Tod.











Das ganz Besondere an diesem Friedhof waren jedoch die vielen Graffitis an den Stirnseiten der Grabgebäude. Ihre Größe und sorgfältige Ausführung zeigte, dass sie anerkannt sind und offiziell gemalt wurden. Unser Eindruck war, dass diese Bilder sich sehr ehrlich und ohne falsche Scheu mit dem Tod auseinandersetzen: mit Ängsten, Aberglauben und auch zum Teil mit allerlei gruseligen Ideen oder einem Hauch von Horror.
Fahrt von La Paz zum Sajama Nationalpark
Nach drei Tagen verließen wir das anfangs so skeptisch betrachtete La Paz fast etwas wehmütig, denn die „unmögliche“ Stadt hat doch eine gewisse Faszination auf uns ausgeübt… Trotzdem waren wir gespannt auf neue Eindrücke ganz anderer Art, nämlich in der Natur des Sajama Nationalparks. Die Fahrt begann mühsam, denn es dauert seine Zeit, bis ein Auto sich aus beiden Städten herausgekämpft hat. Wir hatten das Glück, dass unser Fahrer-Guide Ariel, der selbst in El Alto lebt, viel zu erzählen hatte und wir daher viel über das Leben dort erfahren konnten. Schließlich ließen wir dann die letzten Häuser von El Alto hinter uns und fuhren durch die Weiten des Altiplano bis zur Mittagsrast bei einigen Chullpas, Turmbauten, die in der Zeit der Inka oder schon in der Tiwanaku-Kultur als Grabstätten dienten. Dort genossen wir auch das erste Picknick mit unserer Köchin Sandra, die richtig lecker vorgekocht hatte und nun mitten im Nirgendwo ein tolles Essen für uns vier hervorzauberte.











Die zweite Hälfte der Fahrt war kurzweilig: Zum einen entdeckten wir außerplanmäßig einen weitläufigen Bosque de Piedras mit verrückten Steinfiguren, zum anderen gab es Kirchen zu besichtigen. Während die erste ausgebrannt, aber noch als würdevolle Ruine interessant war, ist die zweite, Curahuara de Carangas, intakt und wegen ihrer wunderschönen Bemalung im Innenraum (die man auf keinen Fall fotografieren darf!) sogar als Sixtinische Kapelle Boliviens bekannt.
Sajama Nationalpark
Dieser auf 4200 Metern gelegene Nationalpark trägt seinen Namen dem höchsten Berg Boliviens, dem Sajama, zu Ehren. Und dieser ist eigentlich auch aus jedem Winkel des Parks sichtbar, er dominiert bereits aus der Ferne die Zufahrtsstraße, dann Lagunen und die Flächen des Hochlands. Der Sajama ist majestätisch, egal ob von Wolken umgeben, gleich doppelt als Spiegelung oder im Licht der Abendsonne sogar orangerot eingefärbt…





Durch seine Natürlichkeit ist der Park ein echtes Juwel, aber auch schwer zu erkunden. Wir waren wirklich froh, Ariel und sein Auto als Unterstützung zu haben, zumal unser junger Guide in Sajama aufgewachsen ist und sich dort perfekt auskennt. So wanderten wir gemeinsam zur Cris Lagune auf 4800 Metern im Grenzbereich zwischen Bolivien und Chile. Dabei erzählte Ariel uns allerlei Persönliches aus seiner Kindheit im Nationalpark, in der er noch zusammen mit seinem Vater Alpakas gehütet hat. Von daher kannte er auch Namen und Verwendung vieler der dort heimischen Pflanzen und zeigte uns den beliebten Trick, in den kleinen Geysiren auf dem Weg zur Lagune Eier zu kochen. – So leicht sind wir glücklich zu machen!
















Am zweiten Tag war dann Marcelo, Ariels Vater, an der Reihe, uns als Guide Sehenswertes in Sajama zu zeigen. Das führte uns zu zwei Lagunen, deren Flamingos sich leider als ausgesprochen fotoscheu erwiesen. Auch haben die kleinen Gemeinden des Parks ein hübsches Kirchlein in schönster Lage, das wir besichtigten und neben dem ein malerischer Friedhof liegt. Und schließlich besuchten wir einen Aussichtspunkt, von dem aus eine weite Hochebene mit fast sämtlichen Alpakaherden Sajamas zu überblicken war. Hier erfuhren wir einiges über die Gestaltung des dörflichen Lebens in einer so weit verstreuten Gemeinde…








Auf dem Weg zum Torotoro Nationalpark
Mitten in der weiten Landschaft der Hochebene zwischen Sajama und Oruro wartete ein besonderes Highlight auf uns: Die Ciudad de Piedras von Pumir, eine ganze Stadt aus Gesteinsformationen. Zusammen mit Marcelo und Sandra kletterten wir zwei Stunden durch die Felsen, hatten viel Spaß an den aberwitzigsten Vergleichen und entdeckten immer Neues. Bei einem fast kompletten Gerippe eines Lamas blieben wir eine Weile stehen und Marcelo erklärte uns, wie man das Alter des Tieres und sogar die mögliche Todesart anhand der Knochen und Zähne ungefähr bestimmen kann.








Zwischenstation Oruro
Über Oruro, immerhin Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist nicht allzu viel zu sagen… Aber es gibt auch dort einen großen Markt, dessen Besonderheit die vielen Stände mit Coca-Blättern und -Tee sind. In keinem anderen südamerikanischen Land haben wir so viele dicke Coca-Backen gesehen wie in Bolivien! Die harmlose Wirkung (u.a. Unterdrückung von Müdigkeit und Hungergefühlen) hilft bei harter Arbeit, wir selbst sind aber nur beim Tee geblieben, der eindeutig kleine Beschwerden durch die große Höhe mindert. – Außer Coca bot der Markt vielfarbige Gewürze, unglaubliche Kuchen und Torten sowie Eselsmilch, die das reinste Wundermittel sein soll.





Im insgesamt sehr kargen bolivianischen Hochland staunt man über gelegentliche plötzliche Farbtupfer: Beispielsweise an einem Pass drängen sich dann gleich zehn oder mehr kleine Laden-Restaurants mit Toilette im hintersten Hinterhof, die heftig um Kundschaft werben. Das Gleiche begegnete uns an Mautstellen, wo eine ganze Reihe von Getränkebuden mit demselben Sortiment ihre Waren anbieten. – Dafür kann es sein, dass dann auf den nächsten hundert Kilometern gar nichts kommt…


Der Torotoro Nationalpark
Der gut versteckte Torotoro Nationalpark lohnt die Anreise über kurvenreiche Straßen, denn er bietet viel Interessantes über die Erdgeschichte und insbesondere über Dinosaurier in unglaublich anschaulicher Weise! Wir haben nie zu den großen Saurierfans gehört, aber die gut sichtbaren Spuren im Park, mal in den felsigen Boden eingedrückt, mal oben aufgetragen, faszinierten uns dann doch. Vor allem weil die lokalen Guides sachkundig Erklärungen zur Entstehung der großen Fußabdrücke lieferten und auch mehr dazu erzählen konnten, welche Arten von Dinos welche Spuren hinterließen.








Wer den Torotoro NP besucht, sollte sich unbedingt Zeit für eine Wanderung in den großen Canyon nehmen! Die Tour ist landschaftlich sehr beeindruckend und abwechslungsreich; die lange Treppe in den Canyon hinunter macht beim Abstieg seltsamer Weise mehr Spaß als beim Aufstieg auf dem Rückweg… Aber unten auf der Sohle verbirgt sich ein kleines Paradies. Viel Grün am Fluss entlang, große Felsen, die den Flusslauf ein bisschen abenteuerlich machen, und das Beste: mehrere Becken unter kleinen Wasserfällen, in denen man herrlich baden kann!










Als Felsenfans stand für uns natürlich auch die Ciudad de Cites (Steinstadt) auf dem Programm. Sie erstreckt sich auf einem hohen Plateau, das man im Jeep nach einer Stunde Fahrt auf übler Piste erreicht – aber der Ort ist großartig! Viele der großen Felsbrocken haben eine Oberfläche, die genau wie die Haut von Riesenechsen aussieht, schmale Spalten wechseln sich mit weiten Aussichtspunkten ab und es gibt mehrere Höhlen, die eine tolle Atmosphäre haben. Mein persönlicher Lieblingsfelsen war das um die Ecke schauende Mammut. Es gibt im Torotoro Park nicht nur Spuren von Dinosauriern, sondern auch einen Friedhof der Schildkröten. In einigen ungewöhnlich roten Hügeln wurden eine ganze Menge versteinerte Schildkrötenpanzer gefunden, die man inzwischen zwar durch Repliken ersetzt hat, aber die Wirkung einer verblüffenden Stätte ist geblieben. Sie beweist anschaulich, dass dort überall einmal Meer war, was man sich sonst irgendwie nicht richtig vorstellen kann…















Nach den heißen Wanderungen war es super angenehm, sich im Garten unserer Unterkunft im Dorf Torotoro auszuruhen, und am letzten Tag konnten wir als gemütliches Highlight einen Grillabend mit Sandra und Marcelo genießen, unterstützt von der netten Mitarbeiterin der Villa Etelvina. Dabei kam auch der Hund nicht zu kurz – dank seines unaufdringlichen Hypnoseblicks…
Sucre
Wir hatten bis hierher an bolivianischen Städten La Paz und Oruro kennen gelernt – die eine sehr spannend, die andere völlig uninteressant. Cochabamba konnten wir nur streifen, aber nun bot sich mit Sucre eine neue Gelegenheit, unser Spektrum zu erweitern. Und das war sehr lohnenswert! Sucre ist zum einen die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens und Sitz des Obersten Gerichtshofes, zum anderen, wie auch Arequipa in Peru, eine weiße Stadt. Fast der gesamte Stadtkern ist UNESCO-Weltkulturerbe, was hier auch in sehr positiver Weise als Auftrag gesehen wird: Es gibt hauptsächlich schön restaurierte Gebäude, alles wirkt gepflegt und viele Häuser weisen zudem kleine Infotafeln auf, sodass man als Besucher auch ohne Führung etwas über deren frühere Nutzung und ehemalige Bewohner erfährt. Außerdem kann man verschiedene Dächer und Türme besteigen, eine unserer Lieblingsbeschäftigungen, weil man immer wieder neue Ausblicke erhascht. Oder man trifft nette Leute: Im Turm von San Miguel (dem Gebäude auf der 100-Boliviano-Note) befindet sich ein Café, wo wir zwischen Snacks und Ausschau in alle Richtungen Halten ein deutsches Paar kennen gelernt haben, das für lange Zeit auf Reisen war und ebenfalls bloggte – es war richtig schön, mal so zu quatschen.








Wir haben Sucre auch als eine Genuss-Stadt erlebt, es gibt schöne Cafés, man hat Spaß am Bummeln und all die schönen Gebäude können leicht, zum Teil auch gratis, besichtigt werden. So erkundeten wir unter anderem die Kathedrale, das Nationalmuseum mit der blutigen Geschichte von Boliviens Kampf für die Unabhängigkeit oder das Monastero de la Recoleta mit seinen wunderschönen Kreuzgängen und Gärten. – In einer so hübschen Stadt kommen auch die arbeitenden Bewohner gerne zwischendurch mal zur Ruhe, wie die Tortenverkäuferin auf dem Markt oder der (ge)wichtige Rechtsanwalt, um sich mit süßen Träumen zu erholen…














Potosi
Nachdem sowohl der Torotoro Nationalpark als auch Sucre mit nur 2700 bis 2800 Höhenmetern und viel Wärme ein bisschen Erholung von der Zeit auf dem Altiplano geboten hatten, kehrten wir mit dem Aufenthalt in Potosi wieder auf eine stattliche Höhe von fast 4100 Metern zurück. Auf dem Weg bot noch die alte Hängebrücke, die die Grenze zwischen den Provinzen Sucre und Potosi markiert, eine leicht abenteuerliche Abwechslung: Man kann das Bauwerk am Brückenkopf besteigen, allerdings fehlen auf dem metallenen Treppengerüst die Holzplanken. So besteigt man quasi das Gestänge… Genauso verhält es sich mit der Brücke selbst, die dem Verfall preisgegeben ist, weil sie nicht mehr gebraucht wird, überall fehlen schon Bretter oder sie sind lose. Spaß gemacht hat’s trotzdem – oder gerade deshalb…
Potosi erlangte bereits im 16. Jahrhundert weltweite Berühmtheit, weil die Spanier als fleißige Eroberer das Land nicht nur unterwarfen, sondern auch ausbeuteten. Die seit der Inkazeit bekannten Silberminen des Hausberges Cerro Rico boten so viel Silber, dass die Stadt zur Hauptstadt der königlichen Münzprägung wurde, die erste Münz-Akademie beherbergte und zu Beginn des 17. Jahrhunderts die drittgrößte Stadt der Welt war. – Die Reste dieser Pracht sind ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe, man kann noch koloniale Gebäude besichtigen und das Museum in der Casa de la Moneda bestaunen. Dort wird sehr anschaulich gezeigt, wie die Münzen geprägt wurden und wie sich die Prägungsverfahren im Laufe der Zeit veränderten.
















Der Cerro Rico ruft bis heute mit seinen Silbervorkommen und anderen Mineralien die Menschen herbei, es arbeiten gegenwärtig noch immer ungefähr 12000 Männer und Frauen in unzähligen kleinen Minen. Der Staat hat sich in den 80er Jahren aus dem Silbergeschäft zurückgezogen, nun bauen kleine Kooperativen in Eigenverantwortung Silber ab. Was zunächst vielleicht beschaulich klingt, ist härteste körperliche Arbeit unter schlechten Bedingungen: Gearbeitet wird in 12-Stunden-Schichten, die Loren mit dem abgebauten Erz schiebt man ohne maschinelle Unterstützung mit reiner Muskelkraft aus dem Berg. In der Regel sind die Arbeiter hier so lange beschäftigt, bis die Lunge erste Schäden aufweist, dann ist Schluss. Bis dahin hilft das üppige Kauen von Coca-Blättern und die Hoffnung, eines Tages die richtig dicke Silberader zu finden…





Nachdem wir uns am Anfang gleich den Erfahrungen unter Tage gestellt hatten, die spannend, aber auch ein bisschen schockierend waren, machten wir am nächsten Tag einen Ausflug aus Potosi hinaus in die Umgebung. Dieser zeigte uns einmal mehr die großartige Felslandschaft Zentralboliviens und führte uns an einen kleinen, unterirdisch gespeisten See mit warmem Wasser.



Tupiza
Unsere nächste Station war die kleine südbolivianische Stadt Tupiza, die vor allem als Ausgangspunkt für Ausflüge in die großartige Umgebung dient. Die Gegend liegt weniger hoch (2850 Meter) und ist weitgehend von Halbwüstencharakter geprägt. Es gibt unglaublich viele verschiedene Gesteinsformationen, die oft an die Skyline von Städten erinnern oder wie von Menschenhand geschaffene Burgen aussehen. Außerdem haben wir uns gleich beim ersten Ausflug in die vielen großen Kakteen verliebt. – Und uns gefragt, ob auf einem Fußballplatz mitten im supertrockenen Niemandsland wirklich auch gekickt wird… Zusammen mit unserem Guide Hugo und seiner Frau und Köchin Arminda bewunderten wir die erstaunlichen Landschaften rund um einen trockenen Flusslauf und genossen unter einem alten Queñoa-Baum ein fürstliches Picknick.












Da vor allem die roten Felsen uns an den Südwesten der USA erinnerten, dachten wir uns, warum nicht mal ein bisschen Wilder Westen spielen? Also nutzten wir am zweiten Tag die Möglichkeit für einen mehrstündigen Ausritt zur Puerta del Diablo und in den Cañon de Duende. Die Schluchten waren wie geschaffen dafür, sie auf dem Pferderücken zu erkunden. Unsere Pferde konnten sich zum Glück gut leiden, sodass es ein entspannter Ausflug für alle wurde und auch Hugo seinen ersten Ausritt genießen konnte. Am Nachmittag fanden wir es dann herrlich, mal ein Hotel mit Pool zu haben, in dem wir uns gemütlich von Hitze und Staub erholten!











Am nächsten Morgen nahmen wir Abschied von Tupiza und machten uns auf den Weg Richtung Uyuni… Dabei freuten wir uns darüber, dass in Südbolivien auch längere Fahrten immer durch tolle Landschaften entlang der Straße reizvoll sind. So hielten wir unter anderem oberhalb von der Schlucht, in der einst die berühmten Banditen Butch Cassidy und Sundance Kid angeblich festgenommen wurden, nachdem sie für eine Weile erfolgreich in Bolivien untergetaucht waren.









Unser Picknick fand dieses Mal auf einer weiten Hocheben statt, auf der Unmengen an Lamas weideten, aber auch eine ganze Nanduherde unterwegs war! Leider sind die Nandus so scheu, dass wir ohne Teleobjektiv keine Chance hatten, uns ihnen so weit zu nähern, dass wir sie hätten fotografieren können… Dafür waren die Lamas so freundlich, sich ablichten zu lassen.
Eisenbahnfriedhof Uyuni
Ein sehr eindrucksvoller Halt war für uns der Eisenbahnfriedhof von Uyuni. Dieser stammt daher, dass im ausgehenden 19. Jahrhundert in der Gegend um den Salzsee viele Minen entstanden, aus denen die gewonnenen Mineralien und Edelmetalle per Eisenbahn an die Pazifikküste transportiert wurden. Als dann ab 1940 die meisten Minen aufgegeben wurden, benötigte man auch die Güterzüge nicht mehr, sie wurden dem Verfall preisgegeben. Das geschieht zum Glück sehr langsam und sehr malerisch, der Ort wirkt wie ein Freilichtmuseum und inspiriert offenbar auch Künstler zu modernen Werken, die Wächter für die alten Züge sein könnten.














Salar de Uyuni
Am Abend erreichten wir schließlich das Ufer des Salzsees bei Colchani, wo wir im Salzhotel „Luna Salada“ stilvoll übernachteten: Das ganze Gebäude besteht aus Salzblöcken und auch der Fußboden ist größtenteils mit Salz bestreut. Außerdem gab es sehr leckeres Essen, was will man mehr?





Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der riesigen weißen Salzfläche! Wenn am Ufer noch viele Verunreinigungen dafür sorgen, dass die ersten Eindrücke eher bräunlich sind, zeigt sich bald nur noch blendendes Weiß von ungeheuer großem Ausmaß. Uns fiel vor allem auf, dass man Entfernungen gar nicht einschätzen konnte. Ein paarmal dachten wir, ein Ziel nicht weit vor uns zu haben, und staunten, wie lange man doch noch fahren musste! Schöne Abwechslungen im weiten Weiß bieten die bunten Flaggen und das Erinnerungsmal der Rallye Paris Dakar von 2014 sowie Vicuñas, die zum Salzlecken auf den See kommen. Ob auch Hugo ab und zu davon träumt, mit seinem Jeep einfach mal immer weiter zu fahren?











Unser Weg führte uns dann ans Nordufer des Salar de Uyuni, nach Jirira. Das ist ein winziges Dorf am Fuße des Vulkans Tunupa, wo wir zunächst keine Menschenseele entdecken konnten. Erst als wir der plötzlich einsetzenden Musik folgten, stellten wir fest, dass sämtliche Bewohner sich zu einer Fiesta versammelt hatten, zu der wir gleich eingeladen wurden.
Dennoch machten wir am Nachmittag noch einen Ausflug auf einen Aussichtspunkt über den Tunupa, der zu einem kleinen Abenteuer wurde: Weil uns der kurze Spaziergang zum Aussichtspunkt noch nicht so richtig ausgelastet hatte, fragten wir Hugo, ob wir vom Vulkan hinunterwandern und uns unten wieder mit ihm und Arminda treffen könnten. Jedenfalls dachten wir, dass wir das gefragt hätten… Hugo verstand aber, dass wir eine Runde ins nächste Tal drehen und dann zurückkommen würden. So kam es, dass Stefan und ich zügig und energiegeladen ungefähr 1000 Höhenmeter über Stock und Stein hinunterstiegen, bis Hugo uns hechelnd einholte. Er teilte uns mit, dass es keinen Weg nach ganz unten gebe und wir wieder nach ganz oben umkehren müssten. Natürlich waren wir von diesem Plan alles andere als begeistert! Aber brav folgten wir Hugo quer über die Hänge zurück auf 4700 Meter, wobei es leider rasch dunkel wurde. Irgendwann, als wirklich niemand mehr Lust hatte, weiter im Finstern über Felsen zu stolpern und sich an stacheligen Büschen zu pieksen, fanden wir den Weg zum Jeep. Dort wartete Arminda besorgt auf uns und wir fuhren, mittlerweile wieder lachend, zurück nach Jirira in unsere Unterkunft. Schnell waren die Strapazen wieder vergessen und wir hatten im Nachhinein allerhand Spaß an unserem seltsamen Missverständnis.




















Die Kaktusinsel Inka Wasi
Ein weiteres Highlight auf dem Uyuni ist die Kaktusinsel Inka Wasi, das Haus des Inka. Auf der Felseninsel stehen Hunderte von Riesenkakteen in unterschiedlichsten Formen und als wir dort waren, begann gerade die Kaktusblüte. Von etwas weiter weg wirken die „Arme“ dieser Gewächse manchmal ganz kuschelig, bei näherer Betrachtung verliert man allerdings jede Lust, sie zu berühren. Ein besonderes Erlebnis war im Anschluss an den Spaziergang das Picknick mitten auf dem Salzsee!











Nach dem Besuch der Kaktusinsel freute sich Hugo darauf, mit uns „funny pictures“ zu schießen, was wir zunächst mal gar nicht so gern tun wollten. Eigentlich sind wir nicht so die Poser und grundsätzlich mehr an den Landschaften selbst als an unserem Erscheinen auf Bildern interessiert. Hugo zuliebe ließen wir uns aber auf die Fotosession ein – und hatten dann einen Riesenspaß daran! Mit dem Hopser am Schluss feierten wir unseren Reise-Halbzeit-Tag: Drei Monate und eine Woche unterwegs, noch einmal so viel vor uns.







San Juan
Südwestlich vom Uyuni gibt es am Rande der Ortschaft San Juan eine besondere Sehenswürdigkeit: die Nekropole und das Museum Kawsay Wasy. Hier in der Hochwüste befindet sich ein alter Friedhof der Aymara mit einer großen Anzahl an Grabmälern aus versteinerten Korallen, in denen sogar noch Gebeine und ganze Skelette lagern. Zum Teil sind auch Kleidungsstücke und Grabbeigaben erhalten. Wir waren erstaunt darüber, dass diese wertvollen Funde so im Freien gelassen werden, aber man erklärte uns, dass die extrem trockene Luft eigentlich die beste Umgebung dafür sei. – Wenn man in Betracht zieht, dass etliche der Kuppeln bereits ganz oder teilweise eingestürzt sind und es fast ständig windig ist, erscheint diese Erklärung nicht richtig überzeugend. Vermutlich ist eher Geldmangel der Grund dafür, dass hier noch so wenig archäologisch gearbeitet wurde. Auf jeden Fall war es sehr spannend!





Lagunen und Vulkane in Südbolivien
Von San Juan aus ging es dann direkt nach Westen zur chilenischen Grenze, wo der Vulkan Iruputuncu gut 5000 Meter hoch über die Ebene ragt und einen beachtlichen Krater mit Schwefeldämpfen für die Wanderer bereithält. An der Grenznähe liegt es auch, dass man hier ab und zu – scheinbar mitten im Niemandsland – an einem Schlagbaum halten muss und kontrolliert wird. Von Weitem schien uns dieser Berg nicht sehr anspruchsvoll zu besteigen, aber die Höhe machte den Weg ziemlich beschwerlich! Oben bewunderten wir zusammen mit Hugo und Arminda das giftiggelbe Gestein, wobei wir versuchten die Dämpfe möglichst nicht einzuatmen. Ein stinkiges Tor zur Unterwelt… Zurück in San Juan entdeckten wir einen wirklich erstaunlichen Laden in dem sonst so unscheinbaren Ort. Dort gab es eine unglaubliche Vielfalt an Waren von Souvenirs über Sportartikel und Schuhe bis hin zu Kosmetikprodukten, eben alles, was die Dorfbewohner brauchen. Wir hielten uns, durstig von der Wanderung, an Saft und Kaktusbier!











Immer weiter fuhren wir durch eine wunderschöne Landschaft nach Süden: Diese ist von großer Weite geprägt, in der die einzelnen Berge (oft Vulkane) sehr erhaben wirken. Ergänzt wird das durch bizarre Felsformationen und Pflanzen, die der Trockenheit standhalten wie Yareta, eine Art Moos, das ausschließlich auf Steinen wächst und den Einheimischen nicht nur als Brennstoff, sondern auch für medizinische Zwecke dient.








Der nächste Abschnitt unseres Weges war den Lagunen gewidmet: Relativ nah beieinander beeindrucken die Laguna Cañapa, Hedionda, Chiar Khota, Honda und Ramaditas mit verschiedenen Farben und Salzkrusten sowie ihren elegantesten Bewohnern, den Flamingos. Ab und zu werden diese von Vicuñas unterstützt, und auch hier trifft man auf bewaffnete Ordnungshüter, weil alles Grenzgebiet zu Chile ist.














In Südbolivien zeigt sich immer wieder, dass die Natur eine großartige Künstlerin ist! Kaum hatten wir die Lagunen hinter uns gelassen, erwartete uns der nächste Höhepunkt: die Steinwüste Siloli. Hier hat der Wind gemeinsam mit schmirgelndem Sand unglaubliche Skulpturen wie den Steinbaum geformt. Es machte uns großen Spaß, zwischen den skurrilen Felsen herumzulaufen, wobei es durch den Wind überhaupt nicht so still und friedlich war, wie es auf den Bildern wirkt!








Am Ende dieses ereignisreichen Tages erreichten wir schließlich die Laguna Colorada, die mit ihren Farben und ihrer Größe irgendwie die Königin der dortigen Lagunen ist. Die weite, karge Landschaft erweist ihr gebührend Respekt und als Mensch fühlt man sich recht klein…








In der einfachen, aber gemütlichen kleinen Unterkunft an der Laguna Colorada verbrachten wir – schon! – den letzten Abend unserer Bolivienreise… Auch Marcelo stieß noch einmal zu unserem Grüppchen, Arminda kochte wie immer richtig lecker und wir ließen gemeinsam die Erlebnisse der letzten Wochen Revue passieren. Für uns stand fest, dass wir ohne die tollen Guides und Köchinnen nur halb so viel Spaß gehabt und sicher sehr viel kärglicher gegessen hätten! Durch viele Gespräche auf den Fahrten und bei Wanderungen bekamen wir jede Menge authentische Einblicke ins Leben der Bolivianer, außerdem sind geteilte Eindrücke meist auch intensivere…



Aber noch hatten wir nicht alles gesehen, was die Provinz Potosi zu bieten hat. Deshalb brachen wir nach einer kalten Nacht früh am nächsten Morgen zum Geysirfeld „Sol de Mañana“ auf. In der superklaren Luft auf 4850 Metern Höhe erstrecken sich hier allerlei dampfende und blubbernde Geysire, es zischt und riecht ordentlich nach Schwefel. Man fühlt sich ein bisschen auf einen anderen Stern oder nach Mordor versetzt…











Nach der Tour über das Geysirfeld fuhren wir zur Laguna Chalviri, die nicht nur einfach schön anzuschauen ist, sondern auch noch Thermalquellen bietet, in denen man auf immer noch 4500 Metern entspannt baden kann. Pools mit solcher Aussicht findet man ganz sicher nicht oft!





Weiter Richtung Grenzübergang und damit dem Ende unserer Bolivientour entgegen kamen wir an Bergmassiven vorbei, die fast als Rainbow Mountains durchgehen könnten. Die Schneereste auf einigen davon wirkten im Wüstenklima ganz surreal, aber wunderschön!








Und dann gab es nur noch zwei kürzere Stopps an der Laguna Verde und Blanca, jeweils von hohen Andengipfeln oder Vulkanen umgeben, bevor wir uns endgültig von Hugo, Arminda, dem treuen Jeep und dem schönen Bolivien verabschieden mussten…






Verbunden durch die langen Fahrten mit bolivianischer Musik, Muskelkater nach dem Ausritt, zerkratzte Waden nach der Bonuswanderung am Tunupa und schließlich das himmlische Thermalbad an der Lagune, fiel uns allen der Abschied richtig schwer. Wir konnten uns erstmal gar nicht vorstellen, wirklich alleine weiterzumachen. Es war einfach eine tolle gemeinsame Zeit mit Hugo und Arminda!



