Abschluss Peru

Nach unserem tränenreichen Abschied von den Kindern des Hogar in Urubamba befanden wir uns nun wieder in Cusco. Und als hätte der Wettergott die Situation richtig erfasst, regnete es am Nachmittag unserer Ankunft erstmal, sodass die Stimmung um uns herum kurzzeitig ganz und gar unserer eigenen entsprach… Eigentlich hatten wir auch überhaupt keine rechte Lust, noch groß in der Stadt – die wir ja ansonsten so lieben – Aktion zu machen, weil wir einfach innerlich noch ganz in Urubamba festhingen.

Aber da hatten wir die Rechnung ohne Cusco gemacht: Zuerst riss der Himmel auf, es wurde sonnig und damit automatisch auch fröhlich. Und dann bewahrheitete sich der Spruch, dass es in Cusco mehr Feste als Tage im Jahr gibt. In diesem Fall war es der Festtag des Señor de los Temblores, dem man den Schutz vor Erdbeben zu verdanken glaubt. Es tat sich eine unglaubliche Farbenpracht auf, sogar Esel und Lamas waren festlich geschmückt, ganz zu schweigen von den großartigen Trachten der mitwirkenden Indigenas.

Wo in Peru ein Fest gefeiert wird, sind Musik und Tanz nicht weit, und es war eine reine Freude, die Mädchen in ihrem Stolz und Spaß beim Tanzen zu sehen.

Als wir gerade überlegten, ob wir uns so langsam ins Hotel zurückziehen sollten, stießen wir auf dem Platz vor der Kathedrale auf etwas ganz Ungewohntes: An mehreren Stellen wurden unter Mitwirkung vieler fleißiger Hände große Bambusgerüste aufgebaut, genauestens ausgerichtet und mit Feuerwerkskörpern versehen. Das war natürlich viel zu spannend, um verpasst zu werden, sodass wir beschlossen, auch am abendlichen Teil des Festes teilzunehmen. – Das war auch gut so! Nachdem der Auftakt erst ein bisschen hinausgezögert wurde, fand dann schließlich eine Art Wettkampf verschiedener Viertel Cuscos im Feuerwerk statt. Und das war ein wunderschönes und verrücktes Spektakel, da die Zuschauer munter zwischen den Gerüsten hindurchspazierten, während diese der Reihe nach ihren farbenprächtigen Feuerzauber entfalteten. Außerdem trugen verschiedene Gruppen in fastnachtsähnlichen Kostümen und die Musik etlicher Kapellen zur wilden und fröhlichen Stimmung bei.

Es war super beeindruckend, wie mit relativ einfachen Mitteln so großartige Effekte erzielt wurden – und eigentlich kein Müll zurückblieb: Die Bambusgerüste wurden gleich nach ihrem Einsatz wieder abgebaut und mit Autos abtransportiert. Vorbei der ganze Spuk bis zum nächsten Jahr!

Am nächsten Morgen nahmen wir endgültig Abschied von Cusco und stiegen in den Zug nach Puno. Diese Zugfahrt ist eine teure Angelegenheit, aber ihren Preis wirklich wert! Man sieht ganz in Ruhe so viel von der wunderschönen andinen Landschaft und wird nebenher noch gut unterhalten.

Nachdem der Zug die diversen Vororte Cuscos durchquert hat, geht es in die Weite der Hochflächen der Anden, was immer wieder unglaublich schön und erhebend ist! Im Zug bietet sich dann der Luxus, obendrein noch fein zu speisen – wenn man es schafft, sich von den ständig wechselnden Aussichten vom Panoramawagen aus loszureißen.

Nach etlichen Stunden Fahrt durch die Natur erreicht der Zug schließlich Juliaca, eine Stadt, die außer ihrem Namen leider überhaupt nichts Schönes zu bieten hat. Aber dafür kann sie mit einer skurrilen Überraschung aufwarten: einem Markt, der quasi auf den Schienen stattfindet. Da die Strecke nur sehr wenig befahren wird, lohnt es sich für die Händler, für den einen vorbeifahrenden Zug rasch ihre Waren auf die Seite zu räumen, um hinterher gleich wieder die Gleise zu bevölkern…

Nach Juliaca folgt noch ein Abschnitt auf der Hochebene, wo der Abendhimmel beim Sonnenuntergang in den vielfältigsten Farbtönen erstrahlt. Und dann nähert man sich Puno am Titicacasee. Die Einfahrt im Dunkeln lässt die Stadt nicht sehr vielversprechend wirken, aber man sollte ihr eine Chance bei Tageslicht geben.

Puno glänzt vor allem durch seine Lage am See. Abgesehen von einem kleinen putzigen Stadtzentrum in Ufernähe gibt es viel typisches südamerikanisches Chaos, bis hin zu virtuosen Konstruktionen weiter oben an den Hängen. Hier lasse man sich von den Einheimischen beraten: Wir wollten eigentlich auf den höheren Aussichtshügel steigen, weil dieser wie eine Parkanlage aussah, aber davon rieten uns mehrere eifrige Anwohner der Hügelstraßen ab: Zu viele wilde Hunde und zwielichtige Gestalten, lautete ihr Befund. Also verzichteten wir auf diese Erfahrung.

Allerdings gehören Aussichten von oben zu unseren absoluten Favoriten, und deshalb nahmen wir den Weg zur anderen Seite der Stadt auf uns, um dort zur ebenfalls aussichtsgünstig gelegenen Condorstatue hinaufzusteigen. Die gut gemeinten Treppen sind bei einer Höhe von 3800 bis etwa 4000 Metern eine ganz schön anstrengende Angelegenheit, aber es lohnt sich auf jeden Fall, Puno und seine Bucht mal von oben zu betrachten! – Vor allem wenn man weiß, dass der nächste Tag den Abschied von Peru bringen wird, weil Bolivien ruft…

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