Buenos Aires

Flugimpressionen

Nach einem guten und problemlosen Flug mit wunderschönen Wolkenformationen geriet schließlich die Landung in Buenos Aires fast zu einem Ballett: Aufgrund eines schweren Gewitters bekam unser Flieger keine Landeerlaubnis, weshalb es zu allerlei Kringeln im Flugbild kam. Die kurzzeitig gültigen Ankündigungen, dass wir nach Cordoba (im Westen Argentiniens) oder gar nach Montevideo in Uruguay ausweichen würden, sorgten für Schreckminuten… Dann aber meldete der Pilot die Freigabe der Landung in Buenos Aires, was mit erleichtertem Applaus begrüßt wurde.

Stadtviertel San Telmo

Unser allererster Eindruck von Buenos Aires war dann nicht allzu freundlich, denn es regnete und die Stadt zeigte ein etwas winterlich-graues Gesicht. Zum Nachmittag hin beruhigte sich das Wetter, und wir konnten – ausgeruht durch die Zwangspause im Hotel – „unser“ Viertel San Telmo auf einem Spaziergang erkunden. Wir waren begeistert! San Telmo ist quicklebendig und setzt sich aus einer Mischung aus alten Häusern, vielen Graffitis und einer großen Vielfalt an hübsch renovierten und dekorierten Läden zusammen, sodass wir uns gleich wohlfühlten.

Unsere vorläufige Lieblingsentdeckung war aber die Markthalle, nur wenige Meter vom Hotel an der Plaza Dorrego entfernt. Hier findet man in authentischer Atmosphäre (wir haben kaum andere Europäer gesehen) verschiedenste Waren und Speisen. Der Favorit für uns wurde rasch ein Stand für Empanadas, die frisch, mit lokalen Zutaten und sehr lecker dort zubereitet wurden.

Übrigens haben wir die Bewohner von Buenos Aires als total entspannt und jederzeit hilfsbereit erlebt. So hat uns die Rezeptionistin im Hotel direkt empfohlen, unser Geld nicht bei ihr, sondern in einer kleinen Wechselstube um die Ecke zu tauschen. Durch diese kuriose Wechselform bekommt man glatt das Doppelte an argentinischen Pesos für seine Dollars. Da wird dann zum Beispiel das Essengehen zu einem sehr günstigen Vergnügen.

Zentrum und La Recoleta

Unsere bevorzugte Form, sich in fremden Städten fortzubewegen, ist zu Fuß zu gehen. Es fasziniert uns immer wieder, wie sich das Straßenbild von einem Viertel zum anderen wandelt und wie rasch sich, gerade in den Städten anderer Kontinente, gepflegte und großstädtische Straßen mit etwas verfallenen oder sehr ungleichen Häuserzeilen abwechseln. Außerdem ist es für uns der beste Weg, eine Stadt echt kennen zu lernen…

Am zweiten Tag in Buenos Aires haben wir uns so von San Telmo ins Zentrum mit der Plaza de Mayo als absolutem Stadtmittelpunkt vorgearbeitet. Dort findet sich allerhand Pariser Flair und auch palastartige Gebäude prägen das Bild, wie zum Beispiel das Teatro Colón oder der Palacio Barolo.

Der Übergang von dort nach La Recoleta zeigt dann sehr gemischte Häuserfronten, häufig und in recht originellen Formen haben wir die 50er/60er-Jahre im Baustil entdeckt. Das Spektakulärste für uns war aber in diesem Viertel der Cementerio de la Recoleta, eine wahre Friedhofsstadt mit ehemals pompösen Grabmalen, die inzwischen häufig dem Verfall preisgegeben sind – morbider Charme! In vielen kann man sogar noch die Särge sehen.

Eine super positive Überraschung war für uns das Mittagessen in einem Restaurant direkt gegenüber vom Friedhof: Wir erwarteten eigentlich üblen Touri-Nepp, da der Friedhof zu den Toptipps der Stadt gehört und entsprechend touristischer Betrieb herrscht, aber wir waren zu hungrig, um länger zu suchen. Also ließen wir uns von eifrigen Kellnern in ein Restaurant ziehen – und bekamen ein sensationell leckeres und vom Preis her absolut faires Essen mit kleinem Grill am Tisch, auf den Punkt gebratenen verschiedenen Sorten Fleisch und dazu Grillkartoffeln, Zwiebeln und Tomaten ohne unnötiges Beiwerk. Selten so gut gegessen!

Stadtviertel La Boca

Für den dritten Tag war Sonne angekündigt, die sich an den Tagen davor nur gelegentlich gezeigt hatte, also machten wir uns auf den Weg nach La Boca, einem Arbeiterviertel mit großer Liebe zum Fußball und zu bunten Farben. Zugegeben: Auf dieser Strecke zweifelte ich ein paarmal am Zu-Fuß-Geh-Prinzip, da wir doch allerhand wirklich ärmliche Ecken durchquerten. In Südamerika heißt arm eben tatsächlich arm, dementsprechend gab es zahlreiche Häuser, deren Fenster mit Brettern vernagelt waren, kreativ zusammengeflickte Haustüren und viel Müll in den Straßen. Beeindruckend ist es dann, wenn völlig normal und ordentlich aussehende Menschen aus solchen Häusern kommen und freundlich grüßen. Auch roch es an jeder Ecke lecker nach Gegrilltem aus den Straßenküchen – und niemand machte Anstalten, uns zu überfallen!

Das Herz von La Boca ist zum einen das knallig blau-gelb gestrichene Fußballstadion und zum anderen der Kern des Viertels, nämlich die alten Wellblechhäuschen, die ihre fröhlichen Farben der Tatsache verdanken, dass die Hafenarbeiter früher zum Teil mit Farbresten bezahlt wurden. – Diese Häuser und Farben sind mittlerweile nicht mehr überall authentisch, denn der Tourismus hält energisch Einzug in La Boca. Der Charme aber bleibt, nicht zuletzt wegen der vielen Graffitis, die häufig den Fußballgöttern Diego Maradona und Lionel Messi gewidmet sind (und nur gelegentlich dem argentinischen Papst Franziskus). Auch der legendäre Tango begegnete uns hier in Vorführungen auf der Straße oder als Riesenbild an einer Hauswand.

Stadtviertel Puerto Madero

Zu guter Letzt marschierten wir zum neu gebauten Hafenviertel Puerto Madero. Von der Idee her erinnerte es uns an die Docklands in London: etliche alte Kräne, die an die ehemalige Funktion als Hafen erinnern, dazu viel moderne Architektur. – An jenem Tag hielt sich die Ausstrahlung dieses Viertels eher in Grenzen, was aber vermutlich am kalten Wind und dem grauen Himmel lag. Die zahlreichen Cafés, Kneipen und Bars entlang des Hafenbeckens zeigen sich im argentinischen Sommer bestimmt deutlich belebter!

Der Abschied von Buenos Aires fiel uns nicht ganz leicht. Die Stadt hat eindeutig unsere Herzen erobert und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen am Ende unserer Südamerikatour.

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