Peru – Valle Sagrado

Ollantaytambo

Es war insgesamt schon ein großes Glück, dass Urubamba mitten im Valle Sagrado liegt, das mit gutem Recht als eine der landschaftlich schönsten und kulturell interessantesten Gegenden Perus gilt. Nach den ersten zwei Wochen im Hogar nahmen wir uns deshalb ein freies Wochenende und fuhren mit einem Kleinbus (Colectivo) nach Ollantaytambo. – Sich mit dem Colectivo fortzubewegen, ist eine feine Sache: Es fahren quasi ständig welche, sodass wir bei unseren Ausflügen nie warten mussten. Vor der ersten Fahrt hatten wir am Busbahnhof brav nach einem Fahrplan gefragt und nur erstaunte Blicke geerntet. Es gibt zwar unterwegs offizielle Haltestellen, der Fahrer hält aber beliebig, wenn jemand aussteigen möchte oder am Straßenrand winkt, um einzusteigen. Auch die Preise sind unschlagbar günstig, man bezahlt für die 22 Kilometer nach Ollantaytambo knapp drei Euro pro Person.

Der Ort selbst ist zwar sehr touristisch, weil es zum einen beachtliche Inkaanlagen gibt und er zum anderen Startpunkt des Zuges Richtung Machu Picchu ist, die Bewohner sind aber noch sehr authentisch peruanisch und nett. Außerdem ist es ein recht hübsches Dorf, das heißt, es gibt viele Straßen mit Kopfsteinpflaster, verputzte Häuser im traditionellen Stil und eine schöne Plaza de Armas. – Eben Atmosphäre! Dazu gehört auch ein Haus, in dem es nur einen Wohnraum gibt, der auch von Meerschweinchen bewohnt wird und einen recht eigenartigen religiösen Schrein u.a. mit ausgestopftem Alpaka beherbergt.

Wir kamen um die Mittagszeit in Ollantaytambo an und machten uns direkt an die Besichtigung der Festungsanlagen, was sich als geschickt herausstellte: Es waren gerade kaum andere Touristen da und das Licht war sehr günstig zum Fotografieren. Später sahen wir ganze Busladungen von Besuchern auf den Terrassen und davon abgesehen weht nachmittags öfter ein heftiger Wind, der Unmengen an Staub aufwirbelt. Es rankt sich auch eine hübsche Legende um den Ort, laut der ein Feldherr der Inka namens Ollantay sich in eine Prinzessin verliebte und sie auch heiratete. Natürlich gefiel diese nicht standesgemäße Verbindung dem Vater, Inca Pachacuti, gar nicht… Er ließ die Prinzessin wegbringen, der arme Ollantay blieb allein. Doch zum Glück war der Nachfolger des Inkakönigs, sein Sohn Inca Túpac Yupanqui, großzügiger und befreite seine Schwester, denn er hatte Verständnis für die Liebenden!

Am zweiten Tag beschlossen wir, eine Wanderung in die Berge zu machen. Man kann gegenüber von Ollantaytambo nahezu allein eine schöne Schleife an einem Hang entlang laufen, dabei den Blick über Terrassenfelder schweifen lassen, auf denen traditionell mit Ochsengespann gepflügt wird, den Urubambafluss im Tal betrachten und in der Ferne schneebedeckte Gipfel sehen. Wir haben immer auch Freude an Kakteen, Agaven und Ruinen (selbst wenn sie vielleicht mal nicht besonders alt sind). Der Weg ist absolut lohnenswert und kann je nach Zeitplan und Kondition länger oder kürzer gestaltet werden. Eigentlich wollten wir uns dann den Rückweg durchs Tal an der Straße entlang im Mototaxi verkürzen, aber der Besitzer hatte keine rechte Lust und verlangte einen zu hohen Preis. Dafür nahm uns ein Stück weiter eine peruanische Familie in ihrem Auto mit und lehnte jede Bezahlung ab, was wir richtig lieb fanden!

Gegenüber von der touristisch erschlossenen Festung gibt es noch eine weitere Ruinenanlage, die aus ehemaligen Speicherhäusern besteht und äußerst malerisch am Hang liegt. Man gelangt auf einem Spaziergang durch den Ort zum Aufgang und muss dann steil hinaufkraxeln, aber es lohnt sich! Man hat nicht nur die eindrucksvollen Treppenbauten direkt vor sich, sondern auch einen fantastischen Blick auf den Ort und die Festung am anderen Hang. Außerdem trifft man nur auf wenige Mitkraxler und viele interessante Pflanzen am Fels. – Ollantaytambo verdient eindeutig mehr Aufmerksamkeit, als nur der Bahnhof für Machu Picchu-Hopper zu sein.

Maras und Tiobamba

Ein sehr lohnender Ausflug von Urubamba aus führt auf das Hochplateau zwischen Valle Sagrado und Cusco. Hier befindet sich, gut mit dem Colectivo zu erreichen, das Dorf Maras mit seinen freundlich angestrichenen Häusern und der hübschen Dorfkirche. Ein kleines Kunstwerk auf der Plaza de Armas weist bereits auf die weiteren Sehenswürdigkeiten hin, zum Beispiel auf die koloniale Kirche von Tiobamba. Diese liegt einsam in der weiten Hochebene und bietet eine wunderbare Aussicht auf die Andencordillere. Leider ist Tiobamba nicht so locker ohne eigenes Fahrzeug zu erreichen, trotzdem machten wir uns zunächst zu Fuß auf den etwa zwei Kilometer langen Weg, nachdem es uns nicht gelungen war, eine günstige Fahrgelegenheit zu ergattern. Kaum waren wir jedoch aus dem Ort hinausgewandert, kamen hinter uns zwei Motorräder angeknattert. Dem jungen Dorfpolizisten hatte es keine Ruhe gelassen, dass er uns keinen Tipp für eine motorisierte Fahrt nach Tiobamba geben konnte, als wir ihn danach fragten. Deshalb hatte er einen Kollegen mobilisiert und gemeinsam boten sich die beiden als ganz privates Moto-Taxi für uns an. So brausten wir begeistert und ziemlich flott zum Sightseeing an der Kirche – und freuten uns noch lange über diesen weiteren Beweis der peruanischen Hilfsbereitschaft!

Die Kirche von Tiobamba liegt malerisch auf dem Plateau. Wir hatten sie schon auf unserer ersten Perureise 2017 kennen gelernt. Damals waren wir ganz ahnungslos am 15. August dort hingekommen und mitten in einer Riesenfiesta mit Markt und Tänzen zu Ehren des Feiertages Maria Himmelfahrt gelandet – dieses Mal hingegen war kein Mensch dort, ein komplett anderes Erlebnis…

Moray

Um die nächste Sehenswürdigkeit zu erreichen, die Inkaanlage Moray, nahmen wir uns nach dem Rückmarsch ins Dorf Maras ein Taxi. Es gibt in Moray eigentlich nur eine terrassenförmige Anlage mitten in der Landschaft zu sehen, aber diese ist aufgrund ihrer perfekten Kreisform sehr beeindruckend! Man ist sich nicht ganz sicher, für welche Verwendung diese Terrassen bestimmt waren, aber es wird vermutet, dass die Inka hier Agrarforschung über günstige Standorte für Ackerpflanzen betrieben, da auch ein Bewässerungssystem vorhanden ist.

Salinas von Maras

Zu unserem persönlichen Highlight an diesem Tag gelangten wir schließlich wieder wandernd: die Salinen von Maras. Hierbei handelt es sich um eine Anlage zur Salzgewinnung, die mindestens aus der Zeit der Inka stammt. Mittels einer salzigen Quelle, die durch ein Labyrinth von etwa 4500 Becken geleitet wird, gewinnt man hier Steinsalz. Die Becken gehören den Bauern aus dem gleichnamigen Dorf und werden in kollektiver Arbeit bewirtschaftet, indem man zuerst Wasser hineinleitet, das dann durch die starke Sonneneinstrahlung verdunstet und das Salz zurücklässt. Das Maras-Salz ist beliebt und wird mittlerweile weltweit verkauft. – Davon abgesehen ist der Berghang mit seinen tausenden von Becken aber einfach auch ein wunderbares Kunstwerk, das nicht nur einmal den Besuch lohnt!

Der Weg, auf dem wir vom Dorf Maras bis zu den Salinen gewandert waren, führt weiter am Hang mit den unzähligen Salzbecken entlang und schließlich zurück hinunter ins Urubambatal. An bunten Häusern vorbei kommt man zum Fluss, überquert diesen und wenn man Glück hat, erwischt man an der Hauptstraße durchs Tal dann ein Mototaxi oder freundliche Einheimische, die gerne jemanden mit nach Urubamba nehmen.

Pisaq

Von Cusco her kommend befindet sich der Ort Pisaq mit dem riesigen Ruinenkomplex aus Zeiten der Inka mehr am Anfang des Valle Sagrado. Pisaq selbst ist ein hübsches Dorf, da viele Häuser verputzt oder sogar kunstvoll mit Graffitis bemalt sind. Durch die hohe Quote an Besuchern ist es insgesamt recht touristisch, aber dadurch eben auch gepflegt und lebendig. Man hatte uns den Sonntagsmarkt besonders empfohlen, der eigentlich nicht außergewöhnlich und zudem ziemlich klein ist, aber er bietet dennoch viel Buntes, den Kontakt mit freundlichen Einheimischen und einen Eindruck von typisch peruanischen Märkten. Für uns war es ein interessantes Erlebnis, in der Dorfkirche einen Gottesdienst mit Beteiligung von einer Gruppe andiner Bauern und ihrer Söhne, natürlich alle in schönster Tracht, anzuschauen. Die Männer hatten große Muscheln dabei, auf denen geflötet wurde – was einen spannenden Kontrast zum katholischen Gottesdienst bildete. Danach gönnten wir uns noch eine Stärkung auf dem Balkon eines der vielen Cafés rund um die Plaza, von wo aus man gemütlich das bunte Treiben unten beobachten kann.

Aber selbstverständlich wird bei einem Besuch in Pisaq nicht nur gefaulenzt! Energisch lockt die weitläufige Ruinenanlage aus der Inkazeit oben auf dem Berg. Wir entschieden uns, mit dem Taxi hinaufzufahren, um dann oben ausgiebig über Terrassen und durch Gebäudereste zu spazieren und zum Abschluss wieder hinunter ins Dorf zu steigen. Das erwies sich als sehr sinnvoll, zumal wir uns das Taxi noch mit anderen Reisenden teilen konnten. So erkundeten wir die verschiedenen Standorte von Häusern, Tempeln, Palästen und Speicheranlagen und genossen die vielen tollen Aussichtspunkte in beide Richtungen des Tals. Kein Wunder, dass an diesem Platz bereits vor über tausend Jahren Menschen siedelten und auch schon vor den Inka mit dem Bau von landwirtschaftlichen Terrassen begannen. An den Gebäuden begeistert uns immer wieder die inkatypische Perfektion mit der Steine bearbeitet und aneinandergepasst wurden. Selbst als Ruinen sind sie noch von großer Schönheit!

Machu Picchu

Unser letzter größerer Ausflug im Valle Sagrado galt der alten Inkastadt Machu Picchu. Für uns ist dieser Ort absolut magisch und in jedem Fall ein Muss auf Perureisen! Allein die Lage im Regenwald zwischen lauter steilen Bergkuppen, selbst auf einer Bergschulter zwischen dem Huayna Picchu und dem Machu Picchu erbaut, ist unglaublich schön und sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Man erreicht den Ausgangsort Aguas Calientes nur mit dem Zug – was zwar ein bisschen ausgenutzt wird, um die Touristen ganz ordentlich bezahlen zu lassen, und leider für eine klare Trennung zu den Einheimischen führt (man darf nicht im selben Zug fahren!). Aber davon abgesehen ist es eine wunderschöne Fahrt durch eine großartige Landschaft, die sich von kargen Felsen zu dichtem Wald wandelt. Und sie stimmt angemessen auf den Besuch des Weltwunders ein! Unser persönlicher Toptipp im sonst furchtbar touristischen Aguas Calientes ist das kleine Thermalbad etwas außerhalb im Regenwald. Dort trifft man fast nur Peruaner, mit denen man jederzeit fröhliche kleine Gespräche führen kann, und verbringt in mehreren Becken mit unterschiedlichen Temperaturen einen entspannten Nachmittag… Im Anschluss lockt noch fußläufig und im Eintrittspreis inbegriffen ein hübscher Wasserfall mit perfekter Dschungelatmosphäre!

Wir suchten für unseren Besuch der Ruinenstadt beim Ticketkauf einen Slot am frühen Morgen aus, weil wir bereits 2017 die sehr frühen Zeiten schätzen gelernt hatten. Das wichtigste Argument ist sicher die relative Leere: Um halb sieben gehört man auf jeden Fall zu den Ersten, die die Anlage betreten. Außerdem ist das Licht unglaublich schön und alles zeigt sich in herrlicher Frische und Klarheit. – Die schiere Größe der Inkastadt und die Menge der Häuser, Terrassen und Paläste ist einfach atemberaubend und äußerst beeindruckend. Aus unserer Sicht lohnt es sich unbedingt, mit viel Zeit und ohne Gruppengewimmel hierher zu kommen und diesen einzigartigen Ort auf sich wirken zu lassen!

Übrigens kann man auf den Grasflächen zwischen den alten Gebäuden auch die nette Erfahrung sammeln, dass Lamas entgegen aller Vorurteile über das Spucken ziemlich entspannte und vergnügte Tiere sind. Sie grasen völlig unbeeindruckt von den vorbeiwandernden Massen und stehen auch gerne mal gar nicht scheu im Weg… Wer Machu Picchu besucht, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf einen der beiden angrenzenden Berge zu steigen. Wir hatten für dieses Mal den Huayna Picchu gewählt, dessen Gipfel in ungefähr einer Stunde zu erklimmen ist. Der Weg hinauf ist sehr steil und besteht aus alten, hohen Steinstufen, sodass man im tropischen Klima ordentlich ins Schwitzen und Schnaufen kommt, aber die Aussicht ist unbeschreiblich! – Natürlich darf man vorher nicht vergessen, sich beim Posten am Beginn des Weges brav ins Wanderbuch einzutragen. Eine Maßnahme, die wir nicht unbedingt nötig fanden, aber durch die man hinterher das „Wir-waren-dabei!“-Gefühl hat.

Nach einem Aufenthalt in Machu Picchu von etlichen Stunden und einer Unmenge an Fotos rissen wir uns irgendwann los und nahmen wieder den Bus hinunter nach Aguas Calientes. Auch für die Zugfahrt zurück nach Ollantaytambo musste die übliche Prozedur mit Ticket, Pass und Passnummer eingehalten werden. Dabei fühlte ich mich im Vergleich zu den schicken Bahnleuten doch irgendwie underdressed… Wie nett, dass ich trotzdem mitfahren durfte!

Auf der Plaza de Armas von Ollantaytambo angekommen, kam es zu einer unserer absoluten Lieblingserscheinungen in Peru: einer ganz unerwarteten Begegnung mit einheimischer Kultur in Form einer Gruppe von Kindern mit – Achtung! – höchstem Niedlichkeitsfaktor… Ungefähr zwanzig Mädchen und Jungen in Tracht übten traditionelle Tänze in Begleitung einer Trommel. Dabei gab es sehr unterschiedliche Grade an Begeisterung. Die Mädchen posierten recht gerne und schwangen ihre Röcke schon sehr geübt, die Jungen machten gute Miene zum bösen Spiel und standen eher etwas verloren zwischendrin, wie zum Beispiel der Kleine im Wollpullover… Wir fanden, dass es nach der anstrengenden Probe eine kleine Belohnung geben musste, und bedankten uns für die Fotos mit einer Runde Eis. Darüber war auch der Wollpullibub sehr erleichtert.

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